Newton im digitalen Laufstall
Ich habe Googles neue KI-Flaggschiffe Nano Banana und Veo gebeten, die Ästhetik von Helmut Newton, Terry Richardson und Marc Lagrange zu simulieren. Das Ergebnis ist eine digitale Lobotomie: Wo Richardson die pornografische Provokation suchte, liefert die KI sterilen Hochglanz. Ein Essay über die algorithmische Auslöschung der Ambivalenz, die Dystopie der aggressiven Harmlosigkeit und warum „Safety by Design“ das Ende der künstlerischen Freiheit bedeuten könnte.
Vom Magnetismus der Surrogate
Aktuelle Bild-KIs erzeugen Figuren, die wie von einem unsichtbaren Magnetfeld in Richtung Harmlosigkeit gezogen werden. Erotik wird gebremst, Gewalt dagegen großzügig toleriert – ein paradoxes Zusammenspiel aus Safety-Filtern, Trainingsdaten und rechtlichen Ängsten. Dieses „Magnetfeld“ produziert eine neue Ästhetik: brave Surrogate, die nie ganz das tun dürfen, was der Nutzer eigentlich will. Doch gerade diese Reibung eröffnet eine neue Form des Erzählens – einen persönlichen Film, der sich nur für einen einzigen Zuschauer schreibt.
Die Auflösung der Realität
Synthetische Bilder und Videos aus KI-Systemen wie Grok Imagine oder OpenAIs Sora überfluten Social Media mit täuschend echten, generischen Inhalten. Sie verwischen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, stellen die Authentizität von Informationen infrage und machen die Vergangenheit manipulierbar – ähnlich den Schatten in Platons Höhlengleichnis. Paradox: Je perfekter etwas wirkt, desto größer der Manipulationsverdacht.
Bilder, die man nicht sehen soll
Zwei Morde, zwei Bilderwelten: Der hilflose Moment in Charlotte, wo Iryna Zarutska ihr Leben verliert, und der digitale Spottsturm um Charlie Kirks blutigen Tod. Während das eine im Schweigen versinkt, feiert das andere in Memes und Reels als "verdiente" Rache. "Bilder, die man nicht sehen soll" – wo das Blut fließt, aber das Menschliche wie das Wahre erstarrt.
Das Bild wird Bühne – Inszenierungen der Ferne
Von der Grand Tour des britischen Adels über die Pauschalreisen von Cook und Stangen bis hin zu den ersten Urlaubsfotos: Die Geschichte des Reisens als soziale Praxis, Inszenierung und Bildkultur - wie Postkarten, Kameras und Fotografien wie die von Henri Cartier-Bresson die Art und Weise prägten, wie wir Ferne erleben und darstellen.
Eyes Up Here
Eine Rückbesinnung auf das, was Menschen seit jeher antreibt: Jugend, Attraktivität, Anziehungskraft.
Von Genua zum Kulturkampf – Die lange Reise der Jeans
Von Genua bis in die Schützengräben des täglichen Kulturkampfes: Die Geschichte der Jeans – vom Arbeitsstoff der Matrosen zur Ikone von Rebellion und High Fashion.
Dies ist nicht das Ende von Woke
American Eagle zeigt Sydney Sweeney – lachend, schraubend, Donuts drehend. Kein Symbolkitsch, kein Betroffenheits-Overkill.
Das Netz tobt, die Kasse klingelt.
Vielleicht nicht das Ende von Woke – aber das Ende des Anfangs einer Werbewelt, die wieder funktionieren will.
Fotografie am Limit
Ein makelloser Instagram-Feed, perfekte Porträts, intime Einblicke hinter die Kulissen – und nichts davon ist echt. KI-Bilder erreichen inzwischen eine Qualität, die Fotografie neu definiert. Doch was bedeutet es, wenn das Synthetische glaubhafter wird als das Reale?
Reise, Reise, Bilderreise
Warum reisen wir? Um zu lernen, zu entspannen – oder zu zeigen, dass wir es können? Der erste Teil dieser Essay-Reihe blickt auf die Grand Tour des Adels, frühe Souvenirs und den Wandel der Erinnerungskultur – vom Gemälde bis zur multimedialen Bühnenshow.
Simulacra – Die Auflösung der Wirklichkeit
Die Grenze zwischen Echt und Künstlich verschwimmt. Anhand von Westworld und Baudrillards Theorie des Simulakrums zeigt der Text, warum Realität zunehmend durch perfekte Simulation ersetzt wird. Entscheidend ist nicht mehr, ob etwas echt ist, sondern ob es glaubwürdig wirkt und seine Funktion erfüllt.
Erich Salomon und die Erfindung der fotografischen Indiskretion
Dr. Erich Salomon revolutionierte die politische Fotografie: Mit seiner unauffälligen Ermanox-Kamera dokumentierte er internationale Machtzirkel – nicht inszeniert, sondern in unbeobachteten Momenten. Seine diskreten Aufnahmen machten ihn zum Urvater der Reportagefotografie – und zum „König der Indiskreten“.
Lastwagen in Bergamo
Der Text analysiert die ikonische Wirkung der Bilder der Militärlastwagen aus Bergamo zu Beginn der Corona-Pandemie. Diese Fotos, die scheinbar eine endlose Kolonne von Leichentransporten zeigten, prägten das kollektive Gedächtnis weit über Italien hinaus. Der Beitrag beleuchtet, wie stark sich reale Bilder mit filmischen und historischen Erinnerungen überlagern – und damit Angst und Bedrohung verstärken. Gleichzeitig zeigt der Text, wie unzureichend journalistische Einordnung und Aufklärung damals funktionierten und welche Macht Bilder über unser Realitätsempfinden haben.
André de Dienes und Bert Stern – Norma Jeane und Marilyn Monroe
Was bleibt vom Blick, wenn Nähe politisch wird? Zum Todestag von Bert Stern und im Schatten neuer Debatten über Geschlechterverhältnisse fragt dieser Text nach dem Verhältnis zwischen Fotograf und Modell – exemplarisch an Marilyn Monroe, gesehen durch zwei Männer: André de Dienes und Bert Stern. Zwei Blickwinkel, zwei Epochen – und ein leiser Nachhall dessen, was Nähe bedeuten kann.
Fotograf oder fotografierend?
Was bedeutet es, ein Fotograf zu sein – jenseits von Technik, Geschlecht oder Ideologie? Dieser Essay setzt sich kritisch mit der sprachlichen Auflösung des Berufsbegriffs auseinander und verteidigt die Bedeutung von Sprache für unser Denken. Eine pointierte Reflexion über Identität, Verantwortung und Bildkultur in Zeiten der Sprachlenkung.
Gesichter der Verantwortung – Karsh, der Genozid, die Macht und das Vergessen
Yousuf Karsh war mehr als ein Porträtfotograf – er war Chronist eines Jahrhunderts der Brüche. Seine Bilder von Winston Churchill und Konrad Adenauer sind nicht nur ikonisch, sie erzählen von Verantwortung, Überleben und der Last der Geschichte. Als Überlebender des Völkermords an den Armeniern wusste Karsh um die tiefen Schatten hinter öffentlichen Gesichtern. Dieser Beitrag beleuchtet, wie seine Kunst politische Macht und persönliche Geschichte miteinander verknüpfte – und warum seine Werke heute aktueller sind denn je.
Roland Barthes, Memento mori und die Bilder sterbender Haustiere
Wenn geliebte Haustiere sterben, bleibt oft nur das Bild – und das Gefühl, im rechten Moment Abschied genommen zu haben. Diese Reflexion folgt Roland Barthes’ Gedanken zur Fotografie als memento mori und beleuchtet die stille Kraft jener Aufnahmen, die das Ende eines kleinen Lebens einfangen. Ein Text über Trauer, Nähe – und die schwer auszuhaltende Rolle, aus Liebe den letzten Schritt mitzugehen.
Bigfoot vloggt jetzt
Bigfoot springt aus dem Flugzeug – und sieht dabei erstaunlich gut aus. Was wie ein kurioses Internetvideo beginnt, entpuppt sich als Spiegel eines tiefgreifenden Wandels: Künstliche Intelligenz erzeugt längst in Stunden, was früher Wochen dauerte – und stellt unsere Vorstellung von Realität, Kreativität und Arbeit grundlegend infrage.
Was bleibt
Wir erinnern uns mithilfe von Fotografien, sie werden zu Fixpunkten wie auch zu Krücken einer schwindenden Erinnerung.
Schöner lügen mit Licht: Die Ästhetik des autoritären Bildes.
Mit der Virtualisierung hat sich die Bildkommunikation verändert, und ist heute näher an Ulbricht als Churchill.